… oder eine Unterführung benutzen


Eine herausfordernde Unterführung (Westlicher Einstieg in die Amundsen-Passage)

Der innerstädtische Straßenverkehr ist einer der letzten Bereiche, wo der Durchschnitts-Fußgänger noch intensive Abenteuer erleben kann. Faszinierend, wie unterschiedlich Autofahrer mit ihren Fahrzeugen umgehen. Wer kennt nicht die Kurzstreckenraser, die noch zehn Meter vor der roten Ampel Vollgas geben, nur um dann theatralisch in die Bremsen zu steigen? Oder die vollkommen und unbedingt noch fahrtauglichen Spätrentner, deren Geschwindigkeitsverständnis noch aus Jugendzeiten herrührt, also aus der Zeit der Pferdedroschken. Als Ausgleich für das motorisierte Daherschlendern wird dafür die Umgebung kaum noch wahrgenommen.

Passanten haben es daher oftmals schwer, unbeschädigt eine Straße zu überqueren. Beliebt ist das Lückenspringen zwischen zwei Fahrzeugen, die vermeintlich noch entfernt genug sind. Oft sieht man ganze Familien, die – ganz ihrer Vorbildfunktion verhaftet – selbst den jüngsten Nachwuchs hinter sich herziehen und sie so nahezu spielerisch an die Gefahren des Lebens heranführen. Alles sehr aufregend, aber eine kaum bekannte Art der Straßenquerung wird mittlerweile kaum noch wahrgenommen: Unterführungen!

Wer diese Art von Bauwerken überhaupt nicht kennt: Unterführungen sind unterirdische Stollen, die seinerzeit von hoch talentierten Baumeistern aus Moria entworfen und in den Fels unterhalb von Hauptverkehrsstraßen geschlagen wurden. Garniert mit nur notwendigster Beleuchtung verfolgten diese Gänge das heutzutage absurd anmutende Ziel, eine gefahrlose Passage von der einen auf die andere Seite der Straße zu gewährleisten. Für diejenigen, die sich dieser Challenge einmal aussetzen und eine der vielen immer noch existenten Unterführungen tatsächlich benutzen möchten, hier ein paar Tipps:

Tragen Sie wetterfeste Kleidung

Auch wenn der Einstieg in die meisten Stollen geradezu verführerisch einfach aussieht, sollten Sie immer bedenken, dass Sie sich nach dem Abstieg oft mehrere Meter unterhalb der Erdoberfläche befinden. Hier kann Tauwasser, eine unerwartete Nebelbank oder ein plötzlich auftauchender Fledermaus-Schwarm den unbedarften Wanderer überraschen. Sorgen Sie also dafür, dass ihr kompletter Körper mit strapazierfähiger Kleidung bedeckt ist. Jogginghosen und bauchfreie Tops sind hier eher kontraproduktiv.

Achten Sie auf leichtes Gepäck

In den unterirdischen Katakomben kann man auf sehr unebenes Gelände treffen. Auch Bergrutsche, Geröllhaufen oder Bachläufe gilt es möglicherweise zu umgehen. Vielleicht begegnen Sie auch Ihnen unbekannten Tieren, vor denen Sie weglaufen müssen. Nehmen Sie daher nur das Nötigste mit. Ein Satellitentelefon, ein Allzweckmesser, ein Schlafsack sowie eine starke Taschenlampe sollten genügen.

Nehmen Sie ausreichend Proviant mit

Bei einigen der unterirdischen Passagen weiß man im Vorfeld nie genau, wo sie einen hinführt und wie lange man darin unterwegs ist. Auch wenn man nur leichtes Gepäck mitnehmen sollte, ist eine Grundauswahl aus haltbarer und proteinreicher Nahrung unbedingt mitzuführen. Dazu zählen Haferflocken (Kühe für die Frischmilch findet man immer wieder am Wegesrand), Kaminwurzen (das sind kleine getrocknete Salamis) und ein kleiner Sack Kartoffeln. Wasser findet man hin und wieder an tiefliegenden Quellen oder in Bächen. Ansonsten tun es auch ein oder zwei Dosen des gerade angesagtesten Energy-Drinks.

Informieren Sie Ihre Notfallkontakte vorab

Niemand will an das Schlimmste denken, aber es ist schon vorgekommen, dass Unterführungsbenutzer monatelang als verschollen galten, weil sie sich in den unterirdischen Gängen verlaufen haben. Damit wenigstens irgendjemand nach Ihnen sucht, falls Sie sich über längere Zeit nicht melden, informieren Sie nahestehende Freunde oder Verwandte über Ihr Vorhaben. Die meisten reagieren mit Ehrfurcht oder Skepsis, manche mit Gelächter, aber halten Sie unbedingt an Ihrem Vorhaben fest! Oft spricht da nur der Neid aufgrund Ihres ungeheuren Mutes und Ihrer Tollkühnheit. Und wenn Andere Bescheid wissen, sind Sie so auf der sicheren Seite.

Und nun los, benutzen Sie eine Unterführung und stellen sich dem Abenteuer!

 

 

 

[DISCLAIMER] Bei diesem Beitrag handelt es sich um Satire. Vor der Befolgung jeglicher Ratschläge ist die Einschaltung des gesunden Menschenverstandes unbedingt angebracht. Am Ende des Internets gibt es keine Garantie für die Richtigkeit jeglicher Angaben. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Wie wäre es mit dem nächsten Beitrag?

 

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