Ich weiß, was Sie jetzt denken. Wieso sollte ich meine kostbare Lebenszeit mit dem Anschauen von albernen TV-Serien verplempern? Wenn ich Bock auf Realitätsflucht hätte, wäre ich doch gleich im Internet geblieben. Dabei vergisst man gerne, dass es viele Serien gibt, die durchaus Potential zur Wissensbildung und zur Horizonterweiterung besitzen. Haben Sie sich nicht schon immer Fragen wie die folgenden gestellt?
- Mit welcher Zahlenkombination kann ich einen prähistorischen Computer dazu bringen, den immer gleichen Countdown ohne ersichtlichen Grund jeweils neu zu starten?
- Welcher genaue Befehl sorgt nochmal dafür, dass ein Drache zum Feuerspeien animiert wird?
- Kochen Chemielehrer anders als beispielsweise Biologielehrer?
- Ist die Zombie-Apokalypse etwa das, was die Bibel als die “Auferstehung des Fleisches” propagiert? Und wieso wollen die so auferstandenen Untoten dann genau dieses (Menschen-)Fleisch unbedingt schnabulieren?
Sehen Sie, das sind doch wirklich essentielle Fragen, die es zu beantworten gilt! Deshalb ist es gut, dass es dazu durchaus hilf- und lehrreiche Serien gibt. Ein paar davon stellen wir Ihnen gerne nachfolgend etwas genauer vor.
Einige der beliebtesten Serien aller Zeiten. Mindestens.
LOST
Worum geht es?
Eine Gruppe von bestimmt total zufällig zusammengewürfelten Menschlein überlebt wie durch ein Wunder einen Flugzeugabsturz auf eine einsame Insel. Dumm nur, dass die Maschine durch das den Absturz auslösende Unwetter so weit vom Kurs abgekommen ist, dass die (spekulierten) Rettungsmannschaften an ganz anderer Stelle nach den Überlebenden suchen. Auch dumm, dass die Insel nicht ganz so einsam ist, wie ursprünglich angenommen. Und ganz dumm (oder seeehr mysteriös…), dass im Laufe der Serie alle Neu-Insulaner irgendwie durch bestimmte Ereignisse in der Vergangenheit miteinander verbunden zu sein scheinen.
Lehrauftrag
Niedrig. Immer, wenn es an das praktische Erlernen von sinnvollen Überlebenstechniken geht, kommt irgendwas dazwischen. Und wenn es nur eine sich schnell bewegende Rauchwolke ist.
Kann man gucken?
Auf jeden Fall. Trotz vieler Logiklöcher eine höchst spannende und unterhaltsame Serie. Bis auf die letzten beiden Episoden, die alles “aufklären”. Die einfach auslassen und sich eine eigene Theorie basteln.
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Game of Thrones
Worum geht es?
Mehrere Adelshäuser liefern sich in einer fiktiven mittelalterlichen Welt einen deftigen Kampf um die Vorherrschaft über das gesamte Reich, um den “eisernen Thron”. Nicht nur politisch und strategisch, sondern auch ganz praktisch mit den eher rustikalen Mitteln dieser Epoche. Dabei sind alle so miteinander beschäftigt, dass sie eine eher übernatürliche Gefahr komplett ignorieren, die sich jenseits der nördlichen Grenze zusammenbraut und verheerende Folgen für alle haben könnte. Ach ja, ein paar Drachen gibt es auch noch, die ihrer Besitzerin einen unfairen Vorteil verschaffen könnten.
Lehrauftrag
Hoch, besonders für angehende Nachwuchspolitiker. Was hier vor und hinter den Kulissen an Fäden gezogen wird, ist wie ein Lehrbuch für machtbesessene Puppenspieler. Und für Drehbuchautoren, die lernen wollen, wie man Dialoge schreibt. Einige der besten finden zwischen Varys und Littlefinger, Tyrion und Varys sowie Tywin und … jedem anderen statt. Keine Sorge, die Namen prägt man sich schnell ein, der Hauptcast besteht nur aus etwa 30 Personen.
Kann man gucken?
Un.Be.Dingt. Eine der besten Serien aller Zeiten, nach allgemeinem Verständnis. Auch wenn die letzten beiden Staffeln etwas arg beschleunigt wirken. Und auch, wenn das Ende nicht jedem gefallen hat. Trotzdem, was hier auf den Fernsehschirm gezaubert wurde, ist schlicht atemberaubend, in jeder Hinsicht.
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Breaking Bad
Worum geht es?
Ein Chemielehrer einer amerikanischen Highschool erkrankt an Krebs. Um die sehr teure Therapie bezahlen zu können (hallo, US-Sozialsystem!), muss er kreative Wege der Geldbeschaffung finden. Findet sie auch, wenn auch leicht illegal – er nutzt sein chemisches Wissen zur Herstellung von Crystal Meth. Für die Vertriebsschiene findet er nach und nach die passenden „Mitarbeiter“, so dass er im Laufe der Serie zum mächtigen Drogenboss aufsteigt. Aber da das moralisch höchst verwerflich ist, hat natürlich alles seine Schattenseiten und auch hier knallt es noch ganz heftig, in jedem Sinne.
Lehrauftrag
Gering. Der eigentliche Prozess des “Kochens” wird nur angedeutet und scheint höchst kompliziert und gefährlich zu sein. Dafür erfährt man viel über Logistik, Kalkulation und Vertrieb im Drogengeschäft. Daher für angehende Betriebswirte bedingt lehrreich.
Kann man gucken?
Kann man. Nicht zuletzt aufgrund der grandiosen Darsteller, welche die Geschichte wirklich glaubhaft tragen. Ob es wirklich 62 Folgen gebraucht hätte, lassen wir mal dahingestellt. Und falls jemand wissen will, woher der unter Nerds gern verwendete Spruch “I am the one who knocks” stammt, wird hier den überraschenden Ursprung finden.
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The Walking Dead
Worum geht es?
Aus nicht näher bekannten Grund erheben sich die Toten aus ihren Gräbern und dezimieren die Weltbevölkerung. Wobei es oftmals gar nicht erst bis zur Beerdigung dauert. Getrieben sind sie einzig (und auch dies unerklärt) von einem stetigen Hunger nach Menschenfleisch, selbst bei den Untoten (der bekannte Begriff “Zombie” wird nicht ein einziges Mal verwendet), die verwesungstechnisch gar keinen Magen mehr haben. Ein zunächst kleines Grüppchen menschlicher Überlebender versucht, in dieser Apokalypse irgendwie durchzukommen. Wobei es nur vordergründig um Zombies (ups, da ist das Wort wieder) geht, sonder vielmehr darum, wie der Mensch in einer dystopischen Zukunft überlebt, in der Geld, Beruf, Status und Instagram überhaupt keine Rolle mehr spielen.
Lehrauftrag
Tjoa. Fällt jetzt etwas schwer zu finden. Gut, man lernt die sinnvolle Handhabung diverser Feuerwaffen und weiterer Hieb- und Stichwerkzeuge kennen. Was im praktischen Leben aktuell eher nicht so wichtig sein dürfte. Außerdem könnte man zwischen den blutigen Zeilen auch ein Lehrstück über menschliches Miteinander und Moral herauslesen, wenn alles andere den Bach runter gegangen ist.
Kann man gucken?
Ja, aber man sollte sich auch aufs weg-gucken einstellen. So explizit wurde im Fernsehen vorher noch nie gemetzelt. Und spannend ist es auf jeden Fall. Und irgendwie deprimierend, aber das haben Dystopien ja im allgemeinen so an sich.
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